„Für unsere Arbeit eigentlich unverzichtbar…“ – Fachtag zum fehlenden Zeugnisverweigerungsrecht in der (aufsuchenden) Sozialen Arbeit


Termin Details


Fachtag des AK Aufsuchende Sozialarbeit Leipzig

„Für unsere Arbeit eigentlich unverzichtbar…“

Für nicht wenige sozialpädagogische Fachkräfte der aufsuchenden Arbeit und ihre Träger gehört es mittlerweile fast zur Normalität, sich mit dem Risiko von Vorladungen von Polizei, Staatsanwaltschaft oder Gerichten befassen zu müssen. Die Grundlage der sozialpädagogischen Alltagsarbeit – das belastbare Vertrauensverhältnis und die Beziehungsarbeit mit der Zielgruppe – wird durch diese Praxis extrem gefährdet. Nicht selten zerstören die derzeitige Rechtsgrundlage und die daraus resultierenden Folgen jahrelang aufgebaute Beziehungsverhältnisse mit Klient:innen.

Der Hintergrund dieses Dilemmas ist das Fehlen eines Zeugnisverweigerungsrechts für die Soziale Arbeit. Dies erweist sich insbesondere in jenen Arbeitsfeldern als besonders problematisch, in denen Klient:innen vermehrt dem Verdacht ausgesetzt sind, Ordnungswidrigkeiten oder Straftaten zu begehen. Ein Definitionsrahmen, der die aufsuchende Soziale Arbeit in besonderer Weise charakterisiert: der Umgang mit Devianz, Delinquenz und Grenzüberschreitung – das beschreibt u.a. die Arbeit von Opferberatungsstellen, Ausstiegsprogrammen, Fanprojekten, Suchtprävention, Straßensozialarbeit ebenso wie Beratungsangebote für Obdachlose oder Sexarbeiter:innen.

Der Fachtag befasst sich entlang des Beispiels des Fanprojekts Karlsruhe mit den Grundlagen und Auswirkungen der derzeitigen rechtlichen Regelungen. Anschließend werden Fallbeispiele aus der Praxis genutzt, um Handlungsoptionen im Berufsalltag für Fachkräfte und Leitungsverantwortliche zu diskutieren und weiterzuentwickeln.

Zielgruppen:

  • Fachkräfte im Feld aufsuchender Sozialer Arbeit
  • Projektleitende, Geschäftsführende, Justiziare der jeweiligen Träger

Zeitplan:

9:30 Uhr: Ankommen & Anmeldung

10:00 Uhr: Begrüßung und Einführung ins Thema

Georg Grohmann (LAK Mobile Jugendarbeit Sachsen e.V., Sprecher des Bündnisses für ein Zeugnisverweigerungsrecht in der Sozialen Arbeit)

Das Bündnis Zeugnisverweigerungsrecht unterstützt innerhalb der Profession der Sozialen Arbeit betroffene Sozialarbeiter:innen, deren Arbeitsbeziehungen und Arbeitsgrundlagen durch das fehlende Zeugnisverweigerungsrecht bedroht sind. Konsequenz dieser Rechtslage sind auf persönlicher Ebene die Androhung und Verhängung von Ordnungsgeldern sowie Beugehaft. Darüber hinaus macht sich das Bündnis für eine Gesetzesänderung stark und problematisiert in der Fachöffentlichkeit das Dilemma rund um das nicht-existierende ZVR.

10:30 –  13 Uhr: Fast im Knast – der Fall Karlsruhe und die Folgen

Vortrag von Sophia Gerschel (ehemals Fanprojekt Karlsruhe)

Im Anschluss Fragerunde und Diskussion

Sophia Gerschel war viele Jahre lang Sozialpädagogin im Fanprojekt in Karlsruhe und Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte. Zusammen mit ihren beiden Kollegen geriet sie im Berufskontext 2023 in die Mühlen der Justiz, als Ermittlungsbehörden sie als Zeugin im Arbeitskontext vorladen wollten. In ihrem Vortrag beschreibt sie die zermürbenden Auseinandersetzungen mit den Exekutivorganen, die juristischen Leerstellen und die persönlichen Schwierigkeiten, die der Fall Karlsruhe mit sich gebracht hat. 

13:00 – 13:45: Mittagspause

13:45 – 15:00 Uhr: Kleingruppenarbeit zu individuellen Fallbeispielen

In klassischer Kleingruppenarbeit wollen wir unterschiedliche Fälle, die die Themen Zeugnisverweigerungsrecht, Schweigepflicht, Sozialdatenschutz und berufsethische Prinzipien problematisieren, zusammen mit euch diskutieren. Hier geht es vor allem darum, eine gewisse Handlungssicherheit zu erlangen. Denn in der Alltagsrealität hat man oft wenig Zeit, um Entscheidungen zu treffen. 

Anschließend Ausblick und Ende gegen 16:30

Anmeldung und Kosten:

Die Anmeldung für die Veranstaltung ist geschlossen.