Sächsisches Streetworktreffen 2025
Montag, 22.09.25 | Dienstag, 23.09.25 | Mittwoch, 24.09.25 | Workshops | Minis | Anmeldung | Programm als PDF
In unsicheren Zeiten ist Mobile Jugendarbeit mehrfach herausgefordert: Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit sind auf dem Vormarsch, die zivilgesellschaftliche Gegenwehr vorhanden aber doch lokal enorm unter Druck. Adressat*innen sind von Ausgrenzungsprozessen betroffen und reproduzieren selbst Diskriminierungsformen. Freie Träger bangen um ihre Existenzen, Streetworker*innen sorgen sich um ihre Arbeitsplätze. Braucht es nicht gerade jetzt die Verlässlichkeit von Mobiler Jugendarbeit auf den Straßen und in den Gemeinwesen?
Wir möchten das sächsische Streetworktreffen 2025 nutzen, um untereinander in Verhandlung und Aushandlung zu treten: Wie können wir den Bedarfen unserer Adressat*innen gerecht werden und weiterhin parteilich für sie eintreten, wo wir selbst unter Druck und womöglich infrage stehen? Wo fehlen uns vielleicht auch Zugänge zu Gruppen von Adressat*innen und wo müssen wir Sozialräume neu erkunden? Wie können wir unsere Leistungen noch besser kommunizieren und welche Bündnisformen benötigen wir in diesen Zeiten? Wo ist Dialog, wo ist Widerstand vonnöten und welche Graubereiche dazwischen gibt es?
Es sind viele Fragen, denen wir uns mit einer bewährten Mischung aus Inputs und Workshops, Austausch und Vernetzung widmen möchten. Mit Räumen zur Begegnung und Inspiration, zum Frust ablassen und Kraft tanken. Wir freuen uns auf euch!
Programm
Montag, 22. September 2025
ab 9:00 Uhr: Ankommen & Anmeldung
10:00 Uhr: Eröffnung des Streetworktreffens 2025
11:00 Uhr: Inputs von Lena Wegmann und Frieda Wittenborn
FINTA* im öffentlichen Raum, feministische Stadt- und Raumplanung – (Arbeitstitel, angefragt: Lena Wegmann)
Geschlechtsspezifische Determinanten von Armut, sozialer Benachteiligung und sozialer Ausgrenzung – (Arbeitstitel, angefragt: Frieda Wittenborn)
12:30 Uhr: Mittagessen
14:30 – 17:30 Uhr: Workshopphase I
Die Workshopbeschreibungen findet ihr nachfolgend.
ab 15:30 Uhr: Individuelle Kaffeepause in den Workshops mit Kuchen
18:30 Uhr: Abendessen
19:30 Uhr: Offenes Reflexionsteam
Ihr seid herzlich eingeladen, uns Feedback zu geben, Wünsche zu äußern, Kritik zu üben, offene Themen anzusprechen, organisatorische Anmerkungen zu geben, mitzutun und und und…
Dienstag, 23. September 2025
ab 8:00 Uhr: Frühstück
9:00 Uhr: Workshopphase II
Die Workshopbeschreibungen findet ihr nachfolgend.
12:30 Uhr: Mittagessen
13:30 Uhr: Podiumsdiskussion
Praktische Ansätze für Dialog und Widerstand: Erfahrungen aus ländlichen Räumen im Umgang mit antidemokratischen Parteien
15:30 Uhr: Kaffeepause & Kuchen
16:00 Uhr: Minis
Minis sind kurze Workshops, die direkt aus der Praxis kommen und auch spontan stattfinden können. Stellt ein neues Spiel vor, was mega mit jungen Menschen geht. Erklärt eine neue Methode, mit der ihr gern arbeitet. Bietet einen Reflexionsspaziergang zu einem bestimmten Thema an – hier ist (fast) alles möglich.
18:30 Uhr: Abendessen
19:30 Uhr: Offenes Reflexionsteam
Ihr seid herzlich eingeladen, uns Feedback zu geben, Wünsche zu äußern, Kritik zu üben, offene Themen anzusprechen, organisatorische Anmerkungen geben, mitzutun und und und…
Mittwoch, 24. September 2025
ab 8:00 Uhr: Frühstück
9:00 Uhr: Werkstattformat Sozialraumanalyse
Erkunden, Reflektieren, Verstehen – Zur Notwendigkeit einer sozialräumlichen Kundigkeit in der Sozialen Arbeit
Prof.’in Dr.’in Jennifer Hübner, Katholische Hochschule NRW
Sozialraumorientierung ist eines der Leitparadigmen in der Sozialen Arbeit. Mit ihr wird der Anspruch auf eine ganzheitliche und antiexpertokratische Perspektive erhoben, die die Adressat:innen und ihren Alltag jenseits von Individualisierung und Kategorisierung als Subjekte in und mit Gesellschaft reflektiert. In der sozialpädagogischen Praxis geht es dabei nicht (nur) um die gemeinsame Bearbeitung von Themen, sondern immer auch um die Veränderung von Gesellschaft und Lebensverhältnissen (agency).
Notwendig dafür ist auch eine sozialräumliche Kundigkeit von Fachkräften, die den sozialen Raum weniger territorial, sondern relational verstehen: Junge Menschen eignen sich sozialen Raum an, deuten ihn, verändern ihn und schaffen Neues (Aktions-, Wahrnehmungs- und Aneignungsräume).
Nach einer theoretischen Grundlegung erhalten die Teilnehmenden einen Einblick in konzeptionelle und praktische Tools zur Methode der Sozialraumanalyse, um diese auf die eigene Praxis vor Ort übertragen zu können.
11:45 Uhr: Abschluss, Feedback, Verabschiedung
12:30 Uhr: Mittagessen
Workshops
(1) FINTA* im öffentlichen Raum
Referent*innen: Kathi Diehl und Ulrike Roy, Leipzig
Warum treffen wir so wenig junge FLINTA*-Personen im öffentlichen Raum an?
Wo können wir als Streetworker*innen ansetzen und wie können wir unterstützen, damit sich FLINTA*-Personen den öffentlichen Raum aneignen und für ihre Interessen nutzen können?
Beim letzten Streetworktreffen 2024 hat sich eine Arbeitsgruppe gegründet, um der Frage nach dem „Warum“ nachzugehen und eine sachsenweite Umfrage zur Perspektive von FLINTA*-Personen auf den öffentlichen Raum gestartet.
Diese Ergebnisse der Umfrage wollen wir gemeinsam im Austausch mit euch auswerten und diskutieren. Dabei wollen wir mit euch vordergründig folgenden Fragen im Workshop nachgehen:
- Was bedeuten die Ergebnisse für die Mobile Jugendarbeit?
- Wo gibt es Ansatzpunkte, aber auch Grenzen?
- Ergibt sich daraus ein Handlungsauftrag an uns?
FLINTA* = Frauen, Lesben, Inter-, Nichtbinäre, Trans-, Agender -Personen
(2) Was leistet Mobile Jugendarbeit? Die eigene Arbeit und ihre Wirkung kurz und verständlich darstellen.
AG de:Konstruktion (AG de:Ko), beschäftigt sich seit 2 Jahren mit dem Konzept der „Progressiven Kommunikation“ und gibt Workshops für Fachkräfte der Mobilen Jugendarbeit zur Öffentlichkeitsarbeit und Selbstdarstellung
„Was macht Mobile Jugendarbeit eigentlich?“ – „Ahh, also…“
Kennt ihr das? Fragt ihr euch in solchen Situationen: „Wie erkläre ich das jetzt, ohne einen langen Monolog zu halten?“ oder „Wie verhindere ich, dass Leute denken, dass wir einfach rumlaufen und nicht wirklich was tun?“.
Wie beschreibe ich meine Arbeit und deren Wirkung? Mobile Jugendarbeit als Handlungskonzept mit ihren vier Methoden und grundlegenden Arbeitsprinzipien ist ein äußerst komplexes Handlungsfeld. Die darin liegende Vielfalt an Aufgaben, aber auch die großen Potenziale des Ansatzes kurz und verständlich zu vermitteln ist herausfordernd. Fachkräfte der Mobilen Jugendarbeit sollen in diesem Workshop dazu befähigt werden, sich die Wirkung ihrer Arbeit zu vergegenwärtigen und diese in kurzen und verständlichen Statements zu beschreiben.
Dabei wird auf das Kommunikationsmodell „Progressive Kommunikation“ von Martha Eierdanz und Maximilian Hoffmann Bezug genommen, das dabei unterstützt, progressive Werte und konservative Politik zu vermitteln, ohne dabei konservative Narrative oder Werte zu bedienen.
(3) Searchlight. Gemeinwesenerkundung mit Fokus auf neonazistische Bezugssysteme.
Kai Dietrich, Projektleiter MUT – Fortbildung, Beratung, Strategieentwicklung zur Prävention gruppierungsbezogener Ablehnungen. AGJF Sachsen e. V.
Die Praxis ist aktuell wieder an vielen Stellen herausgefordert, sich mit lebensweltlich eingebetteten neonazistischen „Jugendkulturen“ und völkisch-autoritären Szenarien in den Gemeinwesen auseinandersetzen zu müssen. Hier kommt es darauf an, Alltagserfahrungen und ideologisierte Bezugssysteme der jungen Menschen eingehender in den Blick zu nehmen, um angemessene, sozialpädagogische Angebote und wie auch Angebotsgrenzen formulieren zu können. Die Grundlage hierfür kann eine fokussierte Gemeinwesenerkundung bilden, die die bestehenden Sozialraumanalysen der regionalen Projekte inhaltlich ergänzt. Diese wird im WS vorgestellt, probehalber angewendet und auf ihre Handhabbarkeit in der Praxis hin diskutiert.
(4) Von Einzelkämpfer*innen zu Bündnissen – Das Potenzial von Bündnisarbeit in der politischen Selbstorganisation Sozialer Arbeit
Anja Rosa Neuner (sie/ihr), Sozialarbeiterin (M.A.), Leipzig
Finanzielle Kürzungen, prekäre Arbeitsbedingungen und gesellschaftliche Veränderungen stellen uns in der Sozialen Arbeit vor große Herausforderungen. Allein erscheinen viele dieser Probleme unlösbar – doch im Kollektiv eröffnen sich neue Handlungsspielräume.
Gleichzeitig sehen wir eine Vielzahl an Akteur*innen in der Sozialen Arbeit, die auf unterschiedlichen Ebenen und mit verschiedenen Schwerpunkten agieren. Diese Zersplitterung macht die Notwendigkeit von Bündnissen deutlich: Bündnisse können helfen, Gräben zu überwinden, Ressourcen zu bündeln und kollektives Handeln strategisch auszurichten. In meiner Masterarbeit habe ich untersucht, welche Faktoren konkret zur Entstehung, Aufrechterhaltung und Zielerreichung von Bündnissen in der politischen Selbstorganisation Sozialen Arbeit beitragen.
In diesem Workshop erkunden wir gemeinsam, wie erfolgreiche Bündnisarbeit in der kollektiven Interessensvertretung und politischen Selbstorganisation Sozialer Arbeit gelingen kann. Neben fachlichen Impulsen aus meiner Masterarbeit gibt es Raum für Reflexion und Erfahrungsaustausch – egal, ob ihr erste Einblicke in das Thema gewinnen oder bestehende Strukturen weiterentwickeln möchtet. Der Workshop bietet praxisnahe Einblicke und konkrete Ansätze für eine stärkere Vernetzung.
(5) Peerarbeit in der Streetwork
Tino Neufert, Projektleiter und Streetworker bei „Safe-Straßensozialarbeit für Erwachsene“ und Hilfebus Leipzig + ein Peer aus der Leipziger Peergruppe „Für Dich, mit Dir – Projekt Peer“
„Safe-Straßensozialarbeit für Erwachsene“ (Leipzig) hat im Jahr 2022 den Versuch unternommen, mit Adressat*innen von Streetwork in Kooperation, Zusammenarbeit und Austausch zu kommen. Daraus hat sich eine Gruppe von Erfahrungswissenden gebildet, die mittlerweile in den unterschiedlichsten Bereichen tätig wird. In der Mobilen Jugendarbeit Sachsens gibt es lange Erfahrungen in der Arbeit mit selbstverwalteten Jugendtreffs.
Wir wollen zusammen mit Peers und den Teilnehmenden des Workshops in einem offenen Gespräch über Erfolge und Misserfolge dieser Arbeit in Austausch kommen und versuchen, Rahmenbedingungen zu finden, die Peerarbeit befördern bzw. hinderlich für diese sind.
Wie kann man Adressat*innen dafür gewinnen, aktiv zu werden und ihre persönliche Geschichte sowie ihre individuellen Erfahrungen mit anderen Menschen und Institutionen zu teilen? Wie können Adressat*innen eingebunden werden in die eigene Arbeit und so selbst und aktiv für ihre Interessen eintreten?
Minis – Werdet selbst aktiv!
Hier könnte dein Mini-Workshop stehen
Nutzt die Gelegenheit zum Streetworktreffen eure Erfahrungen weiterzugeben, zu einem Thema mit anderen in den Austausch zu kommen, neue Aktionsformen auszuprobieren. Wenn ihr eine konkrete Idee habt, meldet euch gern bei uns.
Ihr könnt eure Ideen auch einfach mitbringen und den Mini spontan anbieten.
Organisatorisches
Ort:
Martin-Luther-King-Haus, Lutherplatz 24, 01762 Dippoldiswalde
Achtung: Die Unterbringung erfolgt ausschließlich in Doppelzimmern!
Mitbringen:
- Minis – werdet selbst aktiv und bringt Materialien & Ideen mit
- Handtücher
Kosten:
Wir möchten in diesem Jahr mit einer neuen Preisgestaltung mehr Menschen ermöglichen, am Streetworktreffen teilzunehmen. Insgesamt gibt es nun vier Preiskategorien, mit der Auswahl einer Soli-Kategorie ermöglicht ihr gleichzeitig anderen Menschen die Teilnahme zu einem vergünstigten Tagungspreis. Die günstigste Kategorie haben wir vorerst auf 10 Plätze begrenzt und würden dies je nach Eingang von solidarischen Teilnahmebeiträgen erweitern. Sollten mehr als die zur Verfügung stehenden Plätze der Kategorie 1 gebucht werden, entscheidet das Los.
Preiskategorien:
- 90,- Euro, vergünstigter Beitrag für Fachkräfte ohne Fortbildungsbudget oder Studierende
- 120,- Euro für LAK-Mitglieder
- 150,- Euro, Regelbeitrag und solidarischer Beitrag (für LAK-Mitglieder)
- 180,- Euro, solidarischer Beitrag, um anderen die vergünstigte Teilnahme zu ermöglichen
Ausschreibung als PDF: https://www.mja-sachsen.de/?p=22205
Awareness
Beim Streetworktreffen 2024 haben wir gute Erfahrungen mit einem Awareness-Konzept gemacht. Wir werden auch in diesem Jahr eine Awareness-Struktur gewährleisten und passen das Konzept gerade an. Dieses wird allen Teilnehmenden und Referent*innen im Vorfeld der Tagung zugänglich gemacht. Bei Fragen und Anregungen meldet euch gern bei Jonas unter poehlmann@mja-sachsen.de oder 0155-60296905. Eure Nachrichten werden vertraulich behandelt und nur anonymisiert an die Arbeitsgruppe weitergegeben.
Anmeldeschluss:
Kategorie 1: Anmeldungen müssen bitte bis zum 30.06.25 eingegangen sein. Anschließend entscheidet das Los.
Kategorien 2-4: Anmeldeschluss ist der 31. Juli 2025.