Fachbeitrag: Sozialraumentwicklung gemeinsam gestalten – Profilierungen und Kooperationen
Einleitung
Dieser Beitrag stellt die verschriftlichte Version eines Vortrags von Theresa Lempp zur sozialräumlichen Jugendarbeit dar, in dem aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen rund um die Offene Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) und die Mobile Jugendarbeit (MJA) analysiert werden.
Im Fokus stehen die Gestaltung von Kooperationen und Profilbildungen im Sozialraum, um junge Menschen wirkungsvoll in ihren Lebenswelten zu erreichen und bedarfsorientiert zu unterstützen.
Prof.in Dr.in Theresa Lempp ist Professorin für Theorien und Methoden Sozialer Arbeit an der Evangelischen Hochschule in Dresden. Der Vortrag wurde am 17.04.2024 im Rahmen der Fachveranstaltung „OKJA und MJA – sozialräumlich, herausreichend, adaptiv, nachgehend?“ gehalten.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Theresa Lempp für die Zurverfügungstellung dieses Artikels.
Bildnachweise
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Ausgangspunkt meines Vortrags ist eine bereits im 15. Kinder -und Jugendbericht beschriebene Verflüssigungs- und Entgrenzungstendenz, die zu konzeptionellen Veränderungen und einer verstärkten Durchmischung von Arbeitsfeldern und -formen in der Kinder- und Jugendhilfe führt (BMFSFJ 2017, S. 405). Dies betrifft neue Kooperationsbezüge zwischen unterschiedlichen Bereichen wie der Schulsozialarbeit und der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) – wie wir sie z.B. in Baden-Württemberg finden – ebenso wie eine intensivierte Zusammenarbeit im Sozialraum – wie wir sie z.B. in NRW in den sog. Kommunalen Sozialraumteams finden, in denen Mobile Jugendarbeit (MJA) mit Einrichtungen der OKJA sowie Fachkräften der arbeitsweltbezogenen Jugendsozialarbeit als Teil eines großen gemeinsamen Teams agieren (vgl. Deinet/Muscutt 2021). Für den vorliegenden Zusammenhang sind besonders die Schnittstellen und Kooperationsbeziehungen, aber auch die Abgrenzungs- und Profilierungsfragen zwischen OKJA und MJA interessant.

In Erweiterung des eigenständigen Ansatzes Mobiler Jugendarbeit hat sich im Bereich der OKJA der Ansatz einer herausreichenden Kinder- und Jugendarbeit entwickelt, der die Arbeit in den Einrichtungen ergänzen soll (Deinet/Krisch 2021). Vor dem Hintergrund der Veränderung öffentlicher Räume müssen auch Jugendeinrichtungen heute im öffentlichen Raum agieren, um Jugendliche in ihren Lebenswelten zu erreichen und für ihre Angebote zu interessieren.
Mit dieser Entwicklung und auch aufgrund ganz konkreter Förderszenarien wird es zunehmend unklarer, wo Offene Kinder- und Jugendarbeit aufhört und wo Mobile Jugendarbeit anfängt. Dies birgt neben dem Potenzial, neue oder auch mehr Adressatinnen zu erreichen und die Angebote besser an den Lebenswelten der Jugendlichen auszurichten, zugleich die Gefahr, dass die zunehmende Entsäulung zulasten der eigenen Profilschärfe, zu einem möglichen gegeneinander ausspielen bzw. zu einem Rückgang der Angebotsvielfalt oder zu einer Instrumentalisierung für Sparzwecke führt. Man kann dies als notwendige Anpassung der sozialen Infrastruktur an die Veränderungen öffentlicher Räume diskutieren oder fachlich kritisch als Vermischung unterschiedlicher Mandate interpretieren und auf die unterschiedlichen Rollenansprüche und Funktionen der Arbeitsfelder hinweisen (vgl. z.B. Bollig 2021).
Ich würde es gerne zunächst bei dieser Ambivalenz belassen und die Diskussion im Folgenden in drei Ebenen strukturieren. Diese unterliegen unterschiedlichen Logiken und führen deshalb nicht unbedingt linear zu einer klaren Positionierung. Ziel ist es vielmehr, die Argumentationslinien etwas zu systematisieren und auf unterschiedlichen Ebenen Impulse für die weitere Diskussion zu eröffnen.
Die drei Diskussionsebenen strukturieren sich in:
- Eine fachpolitische Diskussion der Abgrenzung und Profilierung der Arbeitsfelder MJA und OKJA: Hier geht es erstmal darum, die Spezifika und Stärken der jeweiligen Ansätze herauszuarbeiten und sich des eigenen Profils zu vergewissern.
- Quer dazu liegt die theoretische Sozialraumdiskussion. Sozialraumorientierung als Paradigma ist mit dem Anspruch angetreten, Hilfe- und Angebotsformen aus der Eigenlogik der Institutionen herauszuführen und diese wieder stärker an den Bedarfen und Interessen der Adressat*innen auszurichten. Mit dem Perspektivwechsel „vom Fall zum Feld“ sollten soziale Probleme nicht individualisiert betrachtet werden, sondern als gemeinsame sozialräumliche Gestaltungsaufgabe verschiedener Akteure. Die Sozialraumdiskussion verläuft also eher entlang einer Hinterfragung bestehender Angebotszuschnitte und institutionalisierter Grenzen zwischen Arbeitsfeldern.
- Es gibt drittens die praktische Diskussion der konkreten sozialräumlichen Bedarfe und Aufgabenschwerpunkten zwischen MJA und OKJA vor Ort – Hier wird die Arbeitsteilung und die Schwerpunktsetzungen zwischen MJA und OKJA je nach sozialräumlichen Bedingungen und je nach Förderung sehr unterschiedlich sein und ist jeweils konkret unter Bezugnahme auf die Profile und Ansätze von den Beteiligten auszuhandeln.
Die drei Diskussionsebenen gliedern auch meinen Vortrag.
Ich beginne also mit einem Blick auf Profile und Funktionen von OKJA Und MJA. Hier liegen mit den Fachstandards (vgl. LAK MJA 2020, AGJF Sachsen 2020) jeweils bereits sehr gute Papiere zu den Methoden und Leitprinzipien der Arbeitsfelder vor. Ich zeige daher im Folgenden nur sehr knapp die zentralen Differenzen zwischen beiden Arbeitsfeldern auf und gehe hier neben dem konzeptionellen Profil vor allem auf den Raumbezug, die Adressat*innen und die Rechtsgrundlagen ein und stelle zum Schluss etwas zu den Wirkungen beider Arbeitsfelder vor.
Im zweiten Teil des Vortrags werden sehr knapp zentrale Etappen der wissenschaftlichen Sozialraumdebatte in ihrem Bezug zur Jugendarbeit skizziert. Nach einem Rückblick auf die Pädagogik des Jugendraums (Böhnisch/Münchmeier 1990) als ein erster wichtiger Impuls für eine Raumorientierung, schaue ich auf Sozialräume als Aneignungsräume (vgl. z.B. Deinet 2004, Krisch 2011) und zum Schluss auf den Ansatz der Sozialraumarbeit (vgl. z.B. Kessl/Reutlinger 2022).
Im dritten Teil geht es schließlich um die praktische Ebene des Handelns vor Ort, die von den Praktiker*innen tagtäglich ausgestaltet wird. Hier reduziere ich mich darauf, Fragen zu formulieren, die aus den theoretischen Perspektiven abgeleitet werden können und die dazu dienen können, vor Ort ins Gespräch zwischen OKJA Und MJA und auch mit Jugendhilfeplanung und anderen Akteuren zu kommen, um Aufgaben, Funktionen, Arbeitsteilungen je nach sozialräumlichen Bedingungen gemeinsam zu diskutieren.

1. OKJA und MJA – Profile und Funktionen
MJA und OKJA verfolgen unterschiedliche Zielstellungen und adressieren unterschiedliche Zielgruppen. Während OKJA den Fokus auf Persönlichkeitsentwicklung und non-formale Bildungs- und Freizeitangebote für alle legt, richtet sich MJA gezielt an junge Menschen, die von sozialer Benachteiligung und Ausgrenzung betroffen sind und die von einrichtungszentrierten Angeboten nicht erreicht werden (vgl. Bollig 2021). Auch die Mandate und Arbeitsansätze sind unterschiedlicher Art, beispielsweise bezogen auf das Hausrecht in der OKJA sowie dem pädagogisch (vor-)gestalteten Raum. Gegenüber der überwiegenden Komm-Struktur in der OKJA sind Mobile Jugendarbeiter:innen Gast in den Lebenswelten der Adressat:innen, arbeiten dezentral, wenig formalisiert und zunehmend hybrid (vgl. Brock 2018). MJA findet nach den Regeln der Adressat*innen statt, die sich nicht selten gesetzlichen Vorgaben und erzieherischen Intentionen Erwachsener widersetzen, und zeichnet sich durch eine parteiliche Interessensvertretung aus.

Während bei den rechtlichen Grundlagen bei der OKJA klar der §11 im SGB VIII relevant ist, zeigt sich die MJA als hybrides Arbeitsfeld mit einer doppelseitigen rechtlichen Fundierung. Je nach Ausgangssituation oder je nach Kommune wird in der Praxis MJA als Angebot der Jugendarbeit (§11) oder aufgrund des Bezugs zu sozialer Benachteiligung und Delinquenz als Angebot der Jugendsozialarbeit (§13) verortet und infolgedessen unterschiedlich gefördert. Über diesen Bezug auf §13 SGB VIII grenzt sich MJA von der „Allzuständigkeit“ der OKJA ab, sie verfolgt aber zugleich eine erweiterte Adressat*innenkonstruktion, da der Zugang zur sog. Kernzielgruppe nur auf Basis genereller Offenheit gelingt. Mit dieser spezifischen und zugleich erweiterten Adressat*innenkonstruktion umgeht sie eine Stigmatisierung der Zielgruppe (vgl. Meyer 2020 S. 216f.).

Eine Schwäche wird allerdings darin gesehen, dass §13 SGB VIII stark auf schulische und berufliche Integration fokussiert und das breite Handlungsspektrum der Jugendsozialarbeit nicht erfasst (vgl. Keppeler u.a. 2020, S. 53). Um aus dem Schatten der Jugendarbeit herauszutreten und die Eigenständigkeit innerhalb der Jugendsozialarbeit stärker zu betonen, wäre es konsequent von Mobiler Jugendsozialarbeit zu sprechen. Dagegen spricht zum einen, dass das Arbeitsfeld unter dem Begriff Mobile Jugendarbeit eingeführt ist. Dazu kommt zum anderen die Gefahr einer Aushöhlung des konzeptionellen Anspruchs und einer inhaltlichen Verengung. So grenzt sich die Mobile Jugendarbeit z.B. deutlich von einer sicherheits- und ordnungspolitischen sowie arbeitsmarktpolitischen Vereinnahmung ab, wie wir sie in der arbeitsweltbezogenen Jugendsozialarbeit immer stärker wahrnehmen können. Die sozialpädagogische Intention, die Interessensvertretung von Jugendlichen und die Abgrenzung von Zwang und Kontrolle teilt sie wiederum mit der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Indem beide ihren Arbeitsauftrag nicht aus einer bestimmten Funktion innerhalb des Bildungs- und Ausbildungssystems herleiten, sind sie – als einzige Arbeitsfelder in diesem Kontext – offen für die Themen, die Jugendliche mitbringen (Oehme/Krisch 2011).
Blickt man auf die empirischen Studien zu Wirkungen von Offener Kinder- und Jugendarbeit und Mobiler Jugendarbeit, so beziehen sich die Studien zur OKJA v.a. auf die Bildungswirkungen, die sozialräumlichen Wirkungen sind hier weniger erfasst. Hier zeigen z.B. die Studien von Lindner (2009) und Fehrlen/Koss (2009), dass OKJA zur Kompetenzentwicklung von Kinder- und Jugendlichen in ganz unterschiedlichen Dimensionen beiträgt, das umfasst personale, soziale, kulturelle und instrumentelle Kompetenzen sowie die Partizipationsfähigkeit. Die Studie von Wendt (2008) bezieht sich v.a. auf gesellschaftliche Integration und politische Bildungseffekte. Wendt spricht hier von gesellschaftlicher Integration auf dem Weg der Selbstorganisation. OKJA ermöglicht hier einen Zugang zum lokalen Gemeinwesen, eröffnet Möglichkeiten der Interessensartikulation und -realisierung und damit ganz konkret politisch-gesellschaftliche Mitwirkung.
Für die MJA stütze ich mich auf die Studie von Hemma Mayrhofer von 2017, die mit ihrem Forschungsdesign zu Wirkungen Mobiler Jugendarbeit weit über bisherige Studien hinausgeht. Sie wählt einen anspruchsvollen Mix aus verschiedenen methodischen Zugängen wie narrative Interviews, Fragebogenerhebungen mit Jugendlichen, sozialräumliche Fallstudien, Netzwerkanalysen und Daten der Kriminalstatistik. Die Forschung wurde an verschiedenen Orten in Österreich durchgeführt, wobei sowohl großstädtische Bereiche als auch ländlich geprägte Regionen dazugehörten. In ihrer Studie konnte sie verschiedene Wirkungsdimensionen Mobiler Jugendarbeit differenzieren (vgl. auch im Folgenden Mayrhofer 2017): Zum ersten zeigt sie, dass ein gelingender Aufbau von vertrauensvollen Beziehungen zu Jugendlichen, die als schwer erreichbar gelten, ermöglicht wird und dass die aufgebauten Beziehungen als Unterstützungsressource bei Problemen bis weit ins junge Erwachsenenalter hinein genutzt werden. Zum zweiten kommt es durch Tätigkeiten der Mobilen Jugendarbeit zu deutlichen Verbesserungen der Freizeitmöglichkeiten und der hierfür notwendigen Ressourcen in den Regionen. Sowohl die biografischen Fallstudien als auch die Fragebogenerhebung aktueller Nutzer*innen zeigen ein steigendes Reflexionsvermögen, die Fähigkeit, unterschiedliche Sichtweisen einzunehmen sowie ein positiverer Selbstbezug. Durch Vorbildwirkungen vermögen es die Mobilen Jugendarbeiter*innen in erheblichem Maße, nichtdiskriminierende Einstellungen zu fördern bzw. zur Reduktion diskriminierender Einstellungen beizutragen oder Jugendliche dabei zu unterstützen, hybride Identitäten auszubilden, die in anderen Kontexten nicht akzeptiert werden.

Die Ergebnisse verweisen weiterhin auf das Potenzial der MJA, den Umgang der Jugendlichen mit Konflikten zu verändern und damit zur Konflikt- und Gewaltreduktion im Gemeinwesen beizutragen Im Kontext mit suchtmittelkonsumierenden Jugendlichen stellt MJA eine niedrigschwellige pädagogische Anlaufstation dar, die enge Kontakte zu suchtspezialisierten Hilfen hat. Ein konsumreduzierender Einfluss auf das eigene Verhalten fällt allerdings eher gering aus. In den sozialräumlichen Fallstudien konnte zudem die Sprachrohrfunktion der MJA gegenüber Gemeindevertreterinnen nachgewiesen werden, dazu braucht es aber eine enge Vernetzung im kommunalpolitischen Raum.
Insgesamt vermittelt die Studie ein Bild der Mobilen Jugendarbeit, dass sie als niedrigschwelligen, äußerst flexiblen Arbeitsbereich kennzeichnet, der jenseits von Institutionen Jugendliche im öffentlichen Raum erreicht, zu ihnen Beziehungen aufbaut und in der Lage ist, ihre Lebenssituation zu verbessern. Die Autorin merkt zum Schluss selbst an, dass die Ergebnisse der Wirkungsevaluation nicht den Schluss zulassen, Mobile Jugendarbeit wäre die bessere Offene Jugendarbeit, weil es ja nicht als vergleichende Untersuchung angelegt war. Manche der Ergebnisse dürften auch für Offene Jugendarbeit zutreffend sein. Die Studie zeigt aber auf, dass MJA neue Zugänge schafft, die mit rein standortbezogenem Arbeiten nicht realisiert werden könnten. Diese sehen sich auch immer wieder dem Problem ausgesetzt, dass deren Angebot von bestimmten Gruppen Jugendlicher besonders stark genutzt wird und dadurch andere Gruppen weniger angesprochen werden oder sich ausgeschlossen fühlen. Allerdings lässt sich in den Forschungsergebnissen auch ein Wunsch der Jugendlichen nach einer fixen Erreichbarkeit der Jugendarbeiter*innen ablesen, sodass viel für eine Kombination aus standortbezogenen und mobilen Angeboten spricht.
2. Theoretische Sozialraumdiskussion
Ich komme zum zweiten Teil, in dem relevante Diskurse aus den theoretischen Debatten um Sozialraum aufgegriffen werden, auf die sich sowohl OKJA als auch MJA beziehen. Weil Sozialraumorientierung auch immer wieder als Chiffre für manageriale Steuerungen sozialer Dienste instrumentalisiert wird, ist es wichtig, sich der eigenen theoretischen Positionen und Begründungsmuster zu vergewissern.
Zur Pädagogik des Jugendraums
Die Pädagogik des Jugendraums (Böhnisch/Münchmeier 1990) ist heute noch impulsgebend für eine sozialräumliche Jugendarbeit. Die zentrale These des Buches lautet, dass die Auflösung tradierter Normen und die Freisetzung der Jugend aus vorgefügten Lebensläufen zu einem Bedeutungsverlust von Institutionen geführt und eine vermehrte sozialräumliche Orientierung der Jugendlichen zur Folge habe. Daraus wurde wiederum die Forderung nach einer verstärkt sozialräumlichen Orientierung der Jugendarbeit abgeleitet (vgl. ebd. S. 52).
Die Jugendphase – und das sehen wir heute noch stärker als in den 90er Jahren – differenziert sich vor dem Hintergrund von Individualisierungs- und Pluralisierungsprozessen massiv sozioökonomisch und kulturell aus. Die Jugendphase entgrenzt sich nach vorne und nach hinten d.h. Abgrenzungsbemühungen gegenüber der Familie verfrühen sich, bei gleichzeitig weiter bestehenden ökonomischen Abhängigkeiten. Gleichaltrigengruppen erlangen sehr viel früher große Relevanz, zugleich werden die Übergänge in Ausbildung und Arbeit länger und risikoreicher. Schonraum- und Experimentier-Qualitäten der Jugendphase gehen immer mehr verloren. Jugendliche sind heute sehr früh mit hohen Anforderungen an Qualifikationen und Kompetenzen, an Flexibilität und Mobilität konfrontiert und werden damit zu einer früheren Verselbständigung gezwungen. Mit dem vermehrten Wegbrechen sozialstaatlicher Sicherungsleistungen und einem sich rapide wandelnden Arbeitsmarkt werden biographische Zukunftsperspektiven zugleich immer weniger kalkulierbar. Gesellschaftliche (Bildungs-)Institutionen können vor diesen Hintergrund nicht mehr ohne weiteres Lebensperspektiven bzw. die Erfahrung von Identität herstellen. Dementsprechend soll sich die Jugendarbeit nicht auf pädagogisch-bildungsbezogene Angebote beschränken, vielmehr soll die Wiederherstellung von Handlungsfähigkeit im Mittelpunkt stehen, die ebenfalls immer weniger institutionell vermittelt wird. Damit verliert der Raum seinen diffusen Status als bloße Voraussetzung für pädagogisches Handeln, sondern wird vielmehr zum gleichrangigen Bestandteil jugendpädagogischer Angebote. Böhnisch und Münchmeier haben herausgearbeitet, was heute selbstverständlich ist: Jugendliche brauchen eigenverfügbare Räume, die Aufgabe der Jugendarbeiter*innen sollte es sein, diese Räume offen und gestaltbar zu halten.
Sozialräume als Aneignungsräume
Aufsetzend auf dieser Argumentation entwickelten Ulrich Deinet und Richard Krisch in den kommenden Jahren das Konzept der sozialräumlichen Jugendarbeit (vgl. Deinet/Krisch 2021). Die zentrale Annahme dabei ist, dass sich Jugendliche vor allem über Prozesse sozialräumlicher Aneignung, also der aktiven Auseinandersetzung mit der sozialen und materiellen Umwelt entwickeln. Entsprechend soll Jugendarbeit die sozialräumlichen Gelegenheitsstrukturen schaffen und sich als Medium von Aneignungsprozessen im Sozialraum etablieren.
Der in der Jugendarbeit rezipierte Aneignungsbegriff gründet ursprünglich in der kulturhistorischen Schule der sowjetischen Psychologie und der Tätigkeitstheorie von Leontjew (1973). Aneignung vollzieht sich bei Leontjew primär über Prozesse der Gegenstands-Bedeutung, d. h. für Kinder und Jugendliche geht es darum, „[…], einen Gegenstand aus seiner ‚Gewordenheit‘ zu begreifen“ (Deinet 1990, S. 57). Die Annahme lautet, dass sich die konkreten gesellschaftlichen Verhältnisse, gesellschaftliche Arbeitsteilung, soziale Differenzierung und Schichtung, soziale Konflikte und soziale Desintegration – den Jugendlichen vor allem räumlich vermitteln. Während Leontjew die Gesellschaft noch als einen stark vorstrukturierten Raum konzipierte, in dem Bedeutungen immer schon in objektiver Form zugänglich sind, legt der Aneignungsbegriff in der sozialräumlichen Jugendarbeit den Fokus noch stärker auf das aktive und kreative Schaffen von Räumen, das Aufladen mit subjektiven Bedeutungen und die Veränderung vorgegebener Arrangements (vgl. Deinet 2004, S. 183). Sozialräumliche Jugendarbeit interessiert sich also für die Räume der Kinder und Jugendlichen in ihren gesamten Lebenswelten und versucht diese zu erweitern. In Abgrenzung zu einer klassischen Konzeptentwicklung wird hier nicht von den institutionellen Rahmenbedingungen, Trägern und deren Ausstattung ausgegangen, sondern die Fachkräfte leiten aus der Beobachtung und Interpretation des Aneignungsverhaltens von Kindern und Jugendlichen die Bedarfe für die konzeptionelle Differenzierungen und konkrete Angebote ab. Um aktuelle Aneignungsbedürfnisse Jugendlicher an ihren relevanten Orten zu erfassen und zu verstehen, stehen verschiedene sozialräumliche Methoden zur Verfügung, die als strukturelles Moment jeder sozialräumlichen Arbeit zu verstehen sind (vgl. z.B. Deinet/Spatscheck 2021). So können z.B. mit Hilfe von qualitativen Verfahren wie etwa der Stadtteilbegehungen mit Jugendlichen oder der Nadelmethode Erkenntnisse über subjektives oder gruppenspezifisches Raumerleben, über Lieblingsorte und Angsträume in einem Stadtteil gewonnen werden und gleichzeitig Jugendliche beteiligt und aktiviert werden.
Die grundsätzliche und verstärkte Notwendigkeit aufsuchender bzw. sozialräumlicher Ansätze erkennen Krafeld (2004) sowie Deinet und Krisch (2021) in den gewandelten Bedingungen des Aufwachsens. Dabei sehen sie ein zentrales Problem in den gesellschaftlichen Veränderungen des öffentlichen Raums:
- Die Erosion des öffentlichen Nahraums und der Infrastruktur in ländlichen Räumen verringert Handlungs- und Aneignungsmöglichkeiten für junge Menschen
- Die zunehmende Segregation und das Auseinanderdriften von Stadtteilen verschärfen die Benachteiligung von Bevölkerungsgruppen
- Verhäuslichung und Pädagogisierung von Kindheit und Jugend (z.B. durch die Einführung von Ganztagsschulen) führen zu einer geringeren Präsenz von Jugendlichen im öffentlichen Raum
- Die zunehmende Mono-Funktionalisierung und Kommerzialisierung des öffentlichen Raums verschiebt die Aktivitäten junger Menschen in Shoppingmalls, Kinos, Cafés und verstärkt dadurch Ausgrenzungsprozesse bei jungen Menschen, die die notwendigen Ressourcen dafür nicht haben.
- Außerdem wird die Einhaltung dieser mono-funktionalen Spezialisierung nun sehr viel stärker überwacht. Bestimmte Formen des Aufenthalts und Verhaltens junger Menschen im öffentlichen Raum werden zunehmend kriminalisiert und ordnungspolitisch sanktioniert.
- Die Bedeutung digitaler Räume steigt und durchdringt den öffentlichen Raum bzw. ist Teil desselben. Es entstehen neue Verknüpfungen zwischen physisch-materiellen und virtuellen Bezügen als Lebenswelt der jungen Menschen, die sich nicht mit einer Trennung zwischen analoger und digitaler Welt greifen lassen. (vgl. Deinet/ Krisch 2021, S. 1150ff)
Angesichts dieser Veränderungen sind mobile und herausreichende Ansätze immer wichtiger geworden, um Jugendliche überhaupt zu erreichen. Zu einem umfassenden Konzept sozialräumlicher Jugendarbeit gehören deshalb sowohl Angebote aus den Einrichtungen heraus, digitale bzw. hybride Zugänge, Angebote der Mobilen Jugendarbeit im öffentlichen Raum und an spezifischen Orten mit besonders vulnerablen Zielgruppen, die über eine freizeit- und sozialpädagogische Arbeit hinausgehen.
Sozialraumarbeit als Arbeit an Machtverhältnissen
Eine weitere Verschiebung der Perspektive haben Reutlinger und Kessl (2009) mit dem Begriff der Sozialraumarbeit eingeführt. Sozialraumarbeit in Abgrenzung zur Sozialraumorientierung verstehen sie nicht als Arbeit im Sozialraum, sondern explizit als Arbeit am Sozialraum. Das impliziert gegenwärtige räumliche Verhältnisse nicht als gegebene, sondern als historisch und auf Basis von politischen Entscheidungen entstandene, und daher auch veränderbare Macht- und Herrschaftsverhältnisse zu verstehen. Kessl und Maurer haben Raumordnungen auch als „Arenen politischer Kämpfe“ (Kessl & Maurer 2005: 112) bezeichnet. Um Ursachen und Hintergründe von Fallsituationen erschließen und zentralen Arbeitsprinzipien der MJA wie kritischer Parteilichkeit oder jugendpolitischer Interessensvertretung Geltung zu verschaffen, müssen gesellschaftliche Machtverhältnisse und politische Raumstrategien kritisch reflektiert werden. Eine solche „reflexive räumliche Haltung“ (Kessl/Reutlinger 2022) ermöglicht es z. B. Widersprüche zwischen geplanten Funktionen von Räumen und Aneignungspraktiken, Nutzungskonflikte oder Muster sozialer Anpassung, Distinktion und Kontrolle zwischen Einzelnen und Gruppen sichtbar zu machen. Mit einer intersektionalen Analysefolie, die komplexe Benachteiligungsstrukturen auch in ihren Verschränkungen sichtbar machen kann (z.B. in Bezug auf Gender, Behinderung oder Migrationserfahrung) kann aufgedeckt werden, wie Räume von Menschen und Gruppen unterschiedlich erlebt, erfahren und gestaltet werden (können). Dafür bedarf es einen relationalen Raumbegriff, der besagt, dass Raum „durch soziale Prozesse immer wieder hergestellt [wird] und […] strukturierend auf diese zurück[wirkt]. (Fritsche et al. 2010: S. 14)
Hier wird Sozialraum nicht als fixierter Raum und unveränderlicher Container (wie z.B. ein konkreter Platz oder ein Stadtteil) verstanden, sondern als Raum, der erst durch soziale Prozesse, durch Handeln, durch Beziehungen zwischen Menschen entsteht. Der relationale Raumbegriff macht aber wiederum auch deutlich, dass dieses Handeln immer auch von objektiven Gegebenheiten beeinflusst wird, z.B. macht es einen Unterschied, ob es sich um einen stark segregierten städtischen Stadtteil, einen suburbanen Raum oder eine strukturschwache ländliche Region handelt. Neben materiellen Dimensionen wie der infrastrukturellen Ausstattung spielen hierbei auch symbolische Dimensionen eine Rolle wie z.B. das Image eines Stadtteils oder einer Region. Ein relationaler Raumbegriff vermittelt also die konstruktivistische Idee von Räumen als Ergebnis sozialer Prozesse mit materialistischen Einsichten zur Wirkmächtigkeit von Raumordnungen.
Um nun Handlungsspielräume zu erweitern, muss sich Soziale Arbeit viel stärker selbst als aktive Gestalterin räumlicher Verhältnisse verstehen, aber auch ihre eigene sozialräumliche Verwobenheit in die Macht- und Herrschaftsverhältnisse reflektieren und sich mit eigenen Raumbildern (z.B. die Beschreibung eines Stadtteils als Brennpunkt) und raumkontrollierenden Effekte beschäftigen. Sozialraumarbeit versteht sich also als Arbeit an räumlich vermittelten Differenzierungs-, Integrations- und Ausschlusspraktiken mit dem Ziel, hegemoniale, weitgehend unhinterfragte Praxen der sozialräumlichen Grenzziehung zur Disposition zu stellen und der Diskussion zugänglich zu machen (Kessl/Reutlinger 2022).
Sozialraumarbeit lenkt den Blick damit auch auf nicht-sichtbare Personen und Gruppen, um auch Leerstellen an Unterstützungsangeboten benennen und Unzuständigkeitsstrategien abbauen zu können (Diebäcker 2019).
Am Kompetenzzentrum Soziale Räume der FHS St. Gallen wurde ein Modell entwickelt, das drei idealtypische professionelle Grundperspektiven illustriert und die damit verbundenen (Sozial-)Raumverständnisse, aber auch Grenzen und Kritikpunkte sichtbar macht (Reutlinger 2018). Das Modell stellt weder ein Fachkonzept noch einen Methodenkoffer dar. Es ist eher als Sortierungshilfe zu verstehen, um Ansatzpunkte für die professionelle Gestaltung sozialräumlicher Zusammenhänge zu identifizieren und eine aktive fachlich-fundierte Positionierung entsprechend des eigenen professionellen Gestaltungsziels zu ermöglichen (ebd. S. 614).

In der ersten Grundperspektive geht es darum, über die Veränderung der physisch-materiellen Welt soziale Zusammenhänge zu gestalten. Entsprechend ist hier ein Sozialraumverständnis hinterlegt, welche die physisch-materielle Dimension, also die Gestaltung von konkreten Orten besonders stark betont. Hierbei kann es z.B. um die Mitgestaltung des öffentlichen Raums z.B. durch legale Graffiti Flächen oder Skateplätze gehen, aber auch um die konkrete Architektur und räumliche Gestaltung der Einrichtungen der OKJA, in denen sich deren pädagogischen Prinzipien widerspiegeln sollen. Diesen Zugang zum Sozialraum wählen aber auch häufig Politik und Verwaltung, wenn z.B. Stadtentwicklungsprogramm durch bauliche Maßnahmen oder Begrünung von Plätzen gezielt auf die Aufwertung von benachteiligten Quartieren setzen. Nicht zuletzt wird dieser Zugang zum Sozialraum auch sicherheits- und ordnungspolitisch genutzt, um an konkreten Orten eine gewünschte Ordnung herzustellen oder Nutzungskonflikte zu unterbinden, z.B. wenn am Bahnhof Bänke abgebaut werden, um Jugendliche oder wohnungslose Menschen nicht anzuziehen. Kessl und Otto (2007) haben diese Form der Steuerung schon früh als „Territorialisierung des Sozialen“ kritisiert. Indem Probleme, die durch Entscheidungen auf anderen Ebenen entstehen (z.B. Armutslagen, Segregation) lokal gelöst werden sollen, werden gesellschaftliche Entstehungsbedingungen ausgeblendet.
In der zweiten Grundperspektive wird versucht, über die professionelle Arbeit mit Menschen das Soziale zu bearbeiten oder zu gestalten. Hier liegt ein konstruktivistischer Sozialraumbegriff vor, der davon ausgeht, dass an einem Ort unterschiedliche Räume durch das Handeln von Menschen entstehen können. Das Sozialraumverständnis ist hier nicht physisch-materiell, sondern versteht Sozialräume als Aneignungsräume (s.o). Entsprechend gilt es, wie es beim Aneignungsansatz von Deinet deutlich wurde, die subjektiven oder gruppenspezifischen Deutungen der Welt zu erschließen, um sozialräumliche Zusammenhänge professionell zu gestalten. Durch die Konzentration auf die Handlungsebene der Individuen besteht jedoch die Gefahr, dass strukturelle und gesellschaftliche Bedingungen, konkrete räumliche Ermöglichungs- und Verhinderungsbedingungen, die die Menschen maßgeblich beeinflussen, aus dem Blick geraten.
Bei der dritten Grundperspektive wird intendiert, das Soziale über veränderte Steuerungsprozesse zu (re-)organisieren. Das Sozialraumverständnis ist das eines Planungs- und Steuerungsraums. Hier geht es insbesondere um die Schaffung von Strukturen in Stadtteilen im Sinne einer besseren Kooperation und Vernetzung der bestehenden Einrichtungen. Ziel ist es, Parallelstrukturen zu vermeiden, aber auch Profilbildung zu betreiben und die Ressourcen im Sozialraum gemeinsam zu nutzen. Unterstützungsleistungen sollen nicht nach Paragraphen getrennt und „versäult“ gedacht werden, sondern auf die sozialräumlichen Bedarfe reagieren. Bei diesem Gestaltungszugang besteht immer wieder die Gefahr der Reduzierung auf effizientere Steuerungsformen. in manchen Regionen finden nur die etablierten und großen Akteure den Zugang zu Netzwerken oder es entstehen neue Parallelstrukturen und Konkurrenzen.
Die drei Zugänge bezeichnen unterschiedliche Formen der Einflussnahme auf sozialräumliche Zusammenhänge, wobei sie eher als Pole eines Dreiecks zu verstehen sind, zwischen denen eine Reihe von Mischformen auftreten können, die auch in Spannung zueinanderstehen. Das Modell sensibilisiert dafür, dass (sozial)räumliche Zugänge, Begrifflichkeiten und Methoden also nicht per se angemessen, gut und richtig sein müssen. Es eröffnet die Möglichkeit einer kritisch-reflexiven Auseinandersetzung, in deren Verlauf die Sinnhaftigkeit des jeweiligen räumlichen Zugangs für das eigene professionelle Handeln reflektiert und abgeschätzt werden kann (Reutlinger/Wigger 2010).

3. Konkrete sozialräumliche Bedarfe und Kooperationen – Fragen an die Praxis vor Ort
Aus den skizzierten theoretischen Ansprüchen an sozialräumliches Arbeiten ist deutlich geworden, dass die konkrete Aufgabenteilung, die Funktion im Sozialraum und das Schnittstellenmanagement zwischen OKJA und MJA nicht allein entlang des konzeptionellen Anspruchs und Profils festgelegt ist, sondern in der Praxis vor Ort entlang der Aneignungsformen und Lebensprobleme sowie je nach sozialräumlichen Bedingungen und Bedarfen immer wieder neu ausgehandelt werden muss. Wie wir zu Beginn gesehen haben, bringen OKJA und MJA dazu je spezifische Stärken, Mandate, methodische Herangehensweisen, Raum- und Adressat*innenbezüge ein und setzen sich je nach sozialräumlicher Ausgangslage in unterschiedlichen Kooperationen miteinander ins Verhältnis.
Im Folgenden sollen deshalb nur noch mögliche Fragen aufgeworfen werden, die sich aus den Theorieperspektiven ableiten lassen und die Praktiker*innen auf lokaler Ebene miteinander diskutieren können, um in diesem Austausch von Wissen und Perspektiven die eigenen Aufgaben und Profile zu schärfen:
Aneignungs- und Bewältigungsformen:

- Wie werden die konkreten Raumbedürfnisse, die Lebenswelten und Aneignungsformen der Kinder und Jugendlichen erschlossen?
- Welche Differenzen in den Aneignungsformen sind wahrzunehmen (Intersektionalität)? Auf welche spezifischen Bewältigungsherausforderungen weisen diese hin?
- Welche unterschiedlichen Jugendkulturen sind sozialräumlich sichtbar bzw. unsichtbar? Warum? Entstehen durch unterschiedliche Nutzungsvorstellungen Reibungsflächen und Konflikte?
- Welche Schwerpunktbildungen gibt es schon oder lassen sich daraus ggfs. ableiten (z.B. Mädchen*räume, digitale Räume, migrationsgesellschaftliche Öffnung)?
- Welche konkreten Angebote im Sozialraum könnten neu entwickelt, weiterentwickelt (oder beendet) werden, um Handlungs- und Beteiligungsspielräume zu erweitern?
- Wie werden die Erkenntnisse mit Jugendhilfeplanung rückgekoppelt?
Kooperation und Vernetzung:

- Welche Kooperationen und Aufgabenteilungen gibt es im Sozialraum bisher zwischen OKJA und MJA?
- Welche Vernetzungen und Kooperationen bestehen mit anderen Akteuren? Welche weiteren sozialen, politischen, kommerziellen, zivilgesellschaftlichen Bereiche müssen wir einbeziehen, um Jugendliche in ihren Unterschiedlichkeiten erweiterte Teilhabespielräume zu eröffnen?
- Welche Netzwerke demokratiefeindlicher Kräfte sind vorhanden? Welche Rolle nehmen Jugendliche darin ein?
- Wie werden sozialstaatliche Lücken, infrastrukturelle Leerstellen identifiziert? Wie und von wem werden diese auf die politische Ebene transportiert?
- Wie werden Öffentlichkeiten geschaffen, in denen Jugendliche sich artikulieren und präsentieren können?
- Wer übernimmt diskursive Einmischungsstrategien zur Entstigmatisierung der Zielgruppe? Wer übernimmt bei welchem Thema Interessensvertretung und politische Lobbyarbeit für die Adressat*innen?
Raumordnungen:

- Unter welchen räumlichen Bedingungen finden die Aneignungsprozesse statt? Welche verschiedenen Raumlogiken spielen hier eine Rolle?
- Welche Gestaltungszugänge und Sozialraumverständnisse verfolgen wir mit unserem eigenen Handeln? Wie stehen diese in Spannung zu den Gestaltungszugängen anderer Akteure?
Literatur
Arbeitsgemeinschaft für Jugendfreizeitarbeit in Sachsen (AGJF Sachsen) (2020) (Hrsg.): Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Sachsen. Situation, Standards, Forderungen. [Broschüre]. Abzurufen unter: Fachstandards Offene Kinder- und Jugendarbeit – MUT – Interventionen
Böhnisch, L./Münchmeier, R. (Hrsg.) (1990): Pädagogik des Jugendraums. Zur Begründung und Praxis einer sozialräumlichen Jugendpädagogik. Weinheim: Juventa.
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2017): 15. Kinder- und Jugendbericht. Bd.: Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland. Berlin: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Bollig, C. (2021): Mobile Jugendarbeit und Offene Kinder- und Jugendarbeit. In: Deinet u.a (Hrsg.): Handbuch Offene Kinder- und Jugendarbeit. Wiesbaden: Springer VS, S. 1769–1784.
Fehrlen, Burkhard/Koss, Thea (2009): Bildung im Alltag der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Empirische Studien. Tübingen: tbt-Verlag
Deinet, U. (2014): Das Aneignungskonzept als Praxistheorie für die Soziale Arbeit. In: sozialraum.de (6) Ausgabe 1/2014. URL: https://www.sozialraum.de/das-aneignungskonzept-als-praxistheorie-fuer-die-soziale-arbeit.php, Datum des Zugriffs: 02.09.2025
Deinet, Ulrich/Krisch, Richard (2021): Das sozialräumliche Konzept in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. In: Deinet u.a (Hrsg.): Handbuch Offene Kinder- und Jugendarbeit. Wiesbaden: Springer VS, S. 1055-1068.
Deinet, U., & Muscutt, C. (2021): Neue Einrichtungsformen und Organisationsentwicklungen in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. In Deinet, U u.a. (Hrsg.): Handbuch Offene Kinder- und Jugendarbeit. Wiesbaden: Springer VS, S. 615–624.
Deinet, Ulrich/Spatschek, Christian (2021): Qualitative Methoden der Konzeptentwicklung. In: Deinet u.a (Hrsg.): Handbuch Offene Kinder- und Jugendarbeit. Wiesbaden: Springer VS, S. 1593 -1606.
Diebäcker, M. (2019): Aufsuchende Soziale Arbeit als sozialraumbezogenes Handlungsfeld. In: Kessl, F./Reutlinger. C. (Hrsg): Handbuch Sozialraum. Grundlagen für den Bildungs- und Sozialbereich. Wiesbaden: Springer VS
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