Stellungnahme an Politik und Verwaltung in Sachsen
Mobile Jugendarbeit/Streetwork in Zeiten der Corona-Pandemie
Die Corona-Pandemie beschäftigt die Menschen in Deutschland permanent. Die steigenden Infektionszahlen und die daraus entstandenen Herausforderungen und Maßnahmen, beeinträchtigen sowohl den privaten als auch beruflichen Alltag der Fachkräfte aber auch der Adressat*innen der Angebote und Leistungen massiv. Ein Ende ist nicht absehbar.
Wir als LAK Mobile Jugendarbeit Sachsen e.V. konstatieren einen fachlich professionellen Umgang der Fachkräfte in der aufsuchenden Arbeit in diesen Krisenzeiten. Die Kolleg*innen in den Projekten nehmen einerseits ihre soziale und gesellschaftliche Verantwortung ernst und fanden und finden andererseits schnell und unkompliziert Wege die Adressat*innen weiterhin zu unterstützen und aufzuklären.
Besonders vulnerable Gruppen wie Menschen ohne Wohnung und Menschen in Armut stehen dabei im Fokus. Zudem sehen die Fachkräfte besondere Herausforderungen für junge Menschen, für die die häusliche Isolation sich als problematisch darstellt, die suchtbelastet sind und/oder die unter der notwendigen sozialen Distanz leiden. Die vielfältigsten Möglichkeiten der Onlinekommunikation, die Pflege von Social-Media-Kanälen und sind schon lange gängige Praxis in der Fachschaft. Seit Beginn der tiefgehenden Einschnitte in das Leben im öffentlichen Raum nutzen die Fachkräfte diese Kompetenzen verstärkt und bauen sie weiter aus. Im Ergebnis werden z.B. Beratung online angeboten, Videos erstellt, Ideen zur häuslichen Beschäftigung, Notrufkontakte, und Gesprächsangebote online zugänglich gemacht. Gleichzeitig erkunden die Kolleg*innen ihren Sozialraum, suchen und finden junge Menschen, die über die Pandemie und die möglichen Konsequenzen ihres Aufenthaltes im Freien aufgeklärt werden. Zugleich bietet die aufsuchende Arbeit im Sozialraum, die Möglichkeit in Notsituationen ansprechbar zu sein. Bestehende Einzelbegleitungen werden nicht nur fortgesetzt, sondern sind dringend gefragt, da sich die Lebensrealitäten junger Menschen enorm verschärft haben.
Um den Adressat*innen bestmögliche Unterstützung zu bieten, braucht es derzeit viel Geduld (Ämter sind z.B. nur bedingt erreichbar) und neue Wege, die gegangen werden müssen. Bei all ihren Tätigkeiten halten die Fachkräfte die allgemeinen Verhaltensregeln und hygienischen Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie strengstens ein.
Die Kolleg*innen nutzen die Zeit auch (meist im Homeoffice), um konzeptionell zu arbeiten, Fachliteratur zu lesen, an Onlinefortbildungen teilzunehmen und sich weiter in digitale Formate einzuarbeiten. Das Sichten und Durcharbeiten der Informationsflut zum Thema Corona, das Filtern wichtiger Informationen sowie die Aufarbeitung und Weitergabe dieser an die Adressat*innen, ist ebenso wesentlicher Bestandteil der aktuellen Arbeitspraxis. Ziel der Aufklärungsarbeit über die Pandemie sowie die eingeführten Maßnahmen ist es bei jungen Menschen einen verantwortungsbewussten Umgang zu erreichen.
Wenn Mobile Jugendarbeit/Streetwork jedoch als ein ordnungspolitisches Krisenmanagement eingesetzt würde und perspektivisch mit neuen Sparauflagen weniger Ressourcen für ihre vielfältige und präventive Arbeit zur Verfügung hätte, wären langfristig massive Folgen für die jungen Menschen, die die Angebote der aufsuchenden Arbeit brauchen und nutzen, abzusehen. Die Projekte müssen für die verschiedensten Lebenslagen von jungen Menschen in einer gesellschaftlichen Krise sowie deren Aufarbeitung unbedingt entsprechend ausgestattet sein.
Um diese wertvolle fachliche und gerade jetzt so notwendige Arbeit für und mit den jungen Menschen in Sachsen weiterführen zu können, braucht es eine Verpflichtung der Politik sowie Verwaltung, dass die Förderung für die Projekte trotz Krisenzeiten gesichert ist!
Wichtig ist nun vor allem, dass die Anwendungshinweise des Sächsischen Staatsministeriums der Finanzen vom 24. März 2020 zum Fördervollzug im Zusammenhang mit der Corona-Krise sowie die Regelungen des Sozialdienstleister-Einsatz-Gesetzes (SodEG) schnellstmöglich in verbindliche Zusicherungen auf Ebene der Landkreise und Kommunen übersetzt werden. Die Träger benötigen Verlässlichkeit und Vertrauen, um in der Krise weiterhin ihren Aufgaben professionell nachgehen zu können.
Für Nachfragen stehen wir Ihnen als Fachverband für Mobile Jugendarbeit/Streetwork gerne zur Verfügung.
Chemnitz, im April 2020
Die Stellungnahme ist auch als Download verfügbar: LAK-MJA-Sachsen_Stellungnahme_MJA_Corona PDF-Datei (109kB)